Hygiene

Informationen rund um das Thema Hygiene bei offenen Herzoperationen.


Mykobakterien bei offenen Herzoperationen übertragen

Stockholm – In mehreren europäischen Ländern, darunter kürzlich auch in Deutschland, sind in den letzten Jahren vereinzelt Patienten Jahre nach einer nach offenen Herz­operation an einer lebensgefährlichen Infektion mit Mycobacterium chimaera erkrankt. Als überträger werden Hypothermiegeräte vermutet, die während der Operation die Bluttemperatur der Patienten regulieren. M. chimaera ist ein erstmals 2004 identifiziertes Mitglied aus dem Mycobacterium avium-Komplex, zu dem auch M. intracellulare gehört. Das Bakterium ist in der Umwelt verbreitet und es kann im Trinkwasser vorkommen. Normalerweise geht keine Gefahr von ihm aus. Nur bei stark abwehrgeschwächten Patienten wurden vereinzelt Lungenentzündungen durch M. chimaera beschrieben. Die Patienten dürften sich durch Inhalation des Erregers infiziert haben.
Im Sommer 2011 wurden am Universitätsspital Zürich zwei Patienten mit ungewöhnlichen Infektionen mit M. chimaera behandelt. Bei einem wurden die Erreger auf einer künstlichen Herzklappe gefunden, der andere litt an einer systemischen Infektion mit Befall mehrerer Organe. Beide starben an den Folgen der Infektion. Dem Team um Guido Bloemberg vom Universitätsspital Zürich, das die beiden Fälle ein Jahr später im Journal of Clinical Microbiology (2013; 51: 1769-1773) vorstellte, war als gemeinsamer Nenner aufgefallen, dass beide Patienten zuvor am Universitätsspital Zürich am offenen Herzen operiert worden waren. Beide hatten neue Herzklappen erhalten. Die Operationen lagen jedoch zwei Jahre auseinander und die Patienten waren erst lange nach der Operation erkrankt. Mykobakterien sind allerdings für ihr langsames Wachstum bekannt und auch die Infektionen mit den typischen Mykobakterien führen oft erst nach langer Latenzzeit zu einer Tuberkulose oder einer Lepra. Eine retrospektive Studie spürte vier weitere Fälle am Universitätsspital Zürich auf (Clinical Infectious Diseases 2015; doi: 10.1093/cid/civ198). Drei weitere Infektionsfälle wurden 2014 in den Niederlanden bekannt, einer davon mit tödlichem Ausgang. Derzeit werden in Großbritannien mehrere Verdachtsfälle untersucht.

Anfangs wurden die Herzklappen als Überträger verdächtigt, doch schon bald wurde der Verdacht auf ein Gerät gelenkt, mit dem während der Operation im extrakorporalen Kreislauf die Bluttemperatur des Patienten reguliert wird. Diese Hypothermiegeräte (Heater Cooler Units) wurden mit gefiltertem Leitungswasser betrieben (der Hersteller besteht inzwischen auf der Verwendung von desinfiziertem Wasser). In verschiedenen Schweizer Spitälern konnte M. chimaera im Wasser und in der Abluft der Geräte nachgewiesen werden. Ein neues Gerät wurde zunächst negativ getestet. Drei Monate nach dem Kauf war M. chimaera nachweisbar. Das Universitätsspital Zürich hat inzwischen ein Wartungsprotokoll angelegt, das den täglichen Wasserwechsel vorsieht. Das Wasser wird vorher durch einen Bakterienfilter (0,2 µm Poren) geleitet. Die Hypothermiegeräte wurden außerdem mit einem speziellen Gehäuse umgeben, die mit einem Luftfilter versehen sind. Sie sollen verhindern, dass Erreger aus dem Wasser des Wärmeaustausches an die Luft des Operationssaales abgegeben werden. Von dort könnten sie über den Operationssitus in den Körper der Patienten gelangen. Dass die Erreger über das Gerät direkt ins Blut des Patienten gelangen, wird ausgeschlossen, da es keine Verbindung zwischen den Wasser im Wärmeaustauscher und dem Blut gibt. Wie das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) mitteilt, ist inzwischen auch in Deutschland ein Patient nach einer offenen Herzoperation an einer Infektion mit M. chimaera erkrankt. Einzelheiten wurden nicht genannt. Das Robert Koch-Institut fordert die Kliniken auf, etwaige weitere Fälle zu melden. Es liege ein Meldetatbestand gemäß § 6 Absatz 3 Infektionsschutzgesetz vor, heißt es in der Mitteilung. Die lange Latenz zwischen der Herzoperation und der Erkrankung an M. chimaera könnte dazu führen, dass ein Zusammenhang bei vielen Patienten bisher nicht hergestellt wurde.

Ärzteblatt Mai 2015


Informationen zu einem internationalen Ausbruchsgeschehen mit nicht-tuberkulösen Mykobakterien im Zusammenhang mit Temperaturregulierungsgeräten bei Herzoperationen

In einigen europäischen Ländern wurden bis zu mehr als 3 Jahre nach Herzoperation invasive Infektionen mit nicht-tuberkulösen Mykobakterien festgestellt. Inzwischen wurde europaweit von insgesamt bis zu 10 invasiven Mycobacterium chimaera-Infektionen berichtet, davon ein Patient aus Deutschland. Ursache für die Infektionen sind vermutlich Temperaturregulierungsgeräte, die während Herzoperationen verwendet wurden und mit dem Erreger verunreinigt waren. Die Übertragung erfolgte wahrscheinlich durch Aerosolbildung. Ergebnisse der in der Schweiz durchgeführten Ausbruchsuntersuchung sind von Sax et al. im März 2015 in Clinical Infectious Diseases publiziert worden. Das Robert Koch-Institut hat das Bundesministerium für Gesundheit und die Landesgesundheitsbehörden über das Geschehen informiert und steht mit dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, den Fachgesellschaften und dem Nationalen Referenzzentrum für Mykobakterien in Borstel in engem Kontakt. Eine Einsendung von Isolaten an das Nationale Referenzzentrum für Mykobakterien zur weiteren Untersuchung der Ausbruchserreger ist sinnvoll. Da es sich nach aktuellem Kenntnisstand um ein überregionales nosokomiales Ausbruchsgeschehen handelt, besteht nach Einschätzung des Robert Koch-Instituts bei Infektionen mit nicht-tuberkulösen Mykobakterien nach Exposition zu Temperaturregulierungsgeräten (Heater-Cooler-Units) im Rahmen von Herzoperationen ein epidemiologischer Zusammenhang und damit ein Meldetatbestand gemäß § 6 Absatz 3 Infektionsschutzgesetz. Die Meldung von nosokomialen Infektionen erfolgt nichtnamentlich an das zuständige Gesundheitsamt, die weitere Übermittlung an die Landesstelle und das Robert Koch-Institut gemäß § 11 Absatz 2 Infektionsschutzgesetz.

Hinweise des Robert Koch Instituts April 2015


Links zur FDA & CDC

Mycobacterium chimaera Infections Associated with Sorin Group Deutschland GmbH Stoeckert 3T Heater-Cooler System: FDA Safety Communication

CDC Advises Hospitals to Alert Patients at Risk from Contaminated Heater-Cooler Devices Used during Cardiac Surgery


DGTHG hat Informationen zu Heater-Cooler-Units im Internet zusammengefasst

Website der DGTHG zum Thema


Wichtige Information der DGTHG und DGI zu Infektionen mit Mycobacterium chimaera nach Herz-Operationen

Die Deutsche Gesellschaft fur Thorax-, Herz- und Gefaschirurgie (DGTHG) und die Deutsche Gesellschaft fur Infektiologie (DGI) machen mit diesem Schreiben darauf aufmerksam, dass es in den letzten Jahren nach offenen Herzoperationen in mehreren Europaischen Landern zu vereinzelten klinisch gravierenden Infektionen von Patienten mit Mycobacterium chimaera (M. chimaera) gekommen ist.


Informationen zu einem internationalen Ausbruchsgeschehen mit nicht-tuberkulösen Mykobakterien im Zusammen­hang mit Temperaturregulierungsgeräten bei Herzoperationen

In einigen europäischen Ländern wurden bis zu 10 Jahre nach Herzoperation invasive Infektionen mit nicht-tuberkulösen Mykobakterien festgestellt. Inzwischen wurden weltweit mehr als 100 invasive Mycobacterium-chimaera-Infektionen registriert. Ursache für die Infektionen sind Temperaturregulierungsgeräte (Heater Cooler Units), die während Herzoperationen verwendet wurden und mit dem Erreger verunreinigt waren. Die Übertragung erfolgte wahrscheinlich durch Aerosolbildung.

Weitere Informationen auf der Seite des Robert Koch Instituts

Prolonged Outbreak of Mycobacterium chimaera Infection After Open-Chest Heart Surgery

Clinical Infectious Diseases (2015). Link zum Paper


Healthcare-associated prosthetic heart valve, aortic vascular graft, and disseminated Mycobacterium chimaera infections subsequent to open heart surgery

European Heart Journal (2015) 36, 2745–2753.


Arbeitsgruppe zur aktuellen Hygieneproblematik im Umgang mit Heater Cooler Units (HCU)

Zur Thematik wird innerhalb der DGfK eine AG gegründet. Diese AG hat die Aufgabe, verfügbare wissenschaftliche Erkenntnisse, bautechnische Informationen und praktische Erfahrungen zu bündeln, mit dem Ergebnis, eine Empfehlung zur Vereinheitlichung der Hygienepläne beim Anwender zu publizieren.

Ziel: Offizielle Handlungsempfehlung der DGfK zur Standardisierung im Umgang mit HCU auf Konsensbasis.

Zusammensetzung der AG:

Vertreter des wissenschaftlichen Beirates der DGfK, klinisch tätige Kardiotechniker, Vertreter der HCU-Hersteller

Gäste: Vertreter der DGfHTG (nach Möglichkeit) und ggf. der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie


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