ich freue mich besonders darüber, Ihnen den Auftakt zu dieser sehr interessanten Ausgabe der KARDIOTECHNIK geben zu dürfen. Das Thema betrifft die ganz kleinen Patient:innen, die aber ganz besondere Aufmerksamkeit benötigen. Die Arbeitsgruppe Ihres aktuellen Präsidenten Dr. Frank Münch (Uni ErlangenNürnberg) hat sich mit dem postoperativen Nierenversagen unter Extracorporeal Life Support System (ECLS) nach einem komplexen Korrektureingriff beschäftigt und im Rahmen eines Case Reports beschrieben, mit welcher Filtertechnik am besten geholfen werden kann. Ein weiterer Artikel der Arbeitsgruppe evaluiert verschiedene Messinstrumente, um in dieser Situation die optimale und vor allem sicherste Antikoagulation steuern zu können. Nur einige herzchirurgische Zentren in Deutschland versorgen komplexe angeborene Herzfehler oder sind zertifiziert als EMAHZentrum (Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern). Trotz alledem ist das Thema für uns alle hochspannend und jeder sollte sich damit beschäftigen. Für diejenigen, die solche Eingriffe nicht durchführen, ist diese Ausgabe eine wunderbare Weiterbildung und ein Blick über den Tellerrand.
Das Kerngeschäft der klinischen Perfusionist:innen ist klar definiert und hat gerade in den letzten Jahren enorm an Anerkennung gewonnen. Ihr Vorstand und Ihre Präsidenten haben kontinuierlich daran gearbeitet, dass Ihr Aufgabenbereich klar beschrieben wurde. Mehrere Publikationen haben das unterstreichen können. Mit einem herausragenden Einsatz wurden signifikante Themen wie die Delegation, Eigenverantwortung, Weiterbildung, die Akademisierung bis hin zur gerechten wirtschaftlichen Vergütung erfolgreich erarbeitet. Dazu hat der Akademische Beirat in hohem Maße beigetragen.
Der Akademische Beirat ist eine Arbeitsgemeinschaft Ihrer Gesellschaft und hat die Aufgabe, an der Fortentwicklung des Berufsbildes des klinischen Perfusionisten und der technischen Medizin zu arbeiten. Heute können wir sieben Mitgliedern zu einer erfolgreichen Promotion gratulieren. Außerdem hat Ihre Gesellschaft auch einen Professor. Das ist eine herausragende Entwicklung, auf die Sie alle stolz sein können. Für mich persönlich als Delegierter der DGTHG und für den Akademischen Beirat ist es eine besondere Ehre, Sie begleiten zu dürfen.
Ich möchte Sie mit diesem Editorial motivieren, diese Richtung weiterhin zu verfolgen, und jeder sollte für sich wissen, dass es in Ihrem wunderbaren Fach sehr viele Entwicklungsmöglichkeiten gibt.
Der Bedarf an klinischen Perfusionist:innen ist stetig am Wachsen. Das wird von Ihnen allerdings häufig nicht so wahrgenommen, da immer mehr herzchirurgische Eingriffe ohne Einsatz der HLM durchgeführt werden. Wenn Sie über den berühmten „Tellerrand“ sehen, erkennen Sie sofort viele Bereiche, in denen Sie dringend benötigt werden. Zu diesen Bereichen gehören vor allem die Betreuung von Perfusionen in der Kardiologie, der Pulmonologie und der Onkologie. In diesen Disziplinen werden heute häufig auch komplett ohne Sie Oxygenatoren und kreislaufunterstützende Systeme implantiert. Das ist aus meiner Sicht ganz klar Teil Ihrer Kernkompetenz. Weiterhin gibt es viele spannende mögliche Aufgaben im OP, die zu Ihrem klinischen, technischen Know how gut passen. Dazu gehören zum Beispiel die Begleitung von Herzschrittmacher- und Defi-Implantationen und die TAVI-Prozeduren (Crimping).
Und warum können Perfusionist:innen nicht während eines Standbys bei einer OPCAB-Operation im Rahmen einer klaren Delegation operativ mithelfen? Die Berufsbilder sind stetig im Wandel und die technische Entwicklung steigt exponentiell, sodass es teilweise schwer ist dem zu folgen. Fachleute werden zu Experten, die sich nochmal weiter superspezialisieren. Hier muss man sich einbringen und sollte am Ball bleiben. Neue Aufgabenbereiche für Sie könnten sich auch in der medizinbiotechnischen Weiterentwicklung finden.
Die Anzahl der interdisziplinären Prozeduren im Hybrid-OP wird in Zukunft steigen. Auch hier sind Kolleg:innen gefragt, die eine Röntgenanlage verstehen und bedienen können. Natürlich werden dazu auch Ausbildungsstätten benötigt. Eine neue Akademie, die sehr gute Voraussetzungen dazu bietet, etabliert sich gerade in Münster und wird hoffentlich viele neue klinische Perfusionist:innen in den nächsten Jahren ausbilden können.
Ich freue mich sehr darüber, mit Ihnen gemeinsam in eine spannende Zukunft gehen zu dürfen, und wünsche Ihnen jetzt erst einmal viel Spaß beim Lesen dieser spannenden Ausgabe.
Mit herzlichem Gruß
