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Die Berechnung der Elektrolytverschiebung im extrazellulären Volumen
wird nicht im Stewart-Modell beschrieben.
Diese Aussage ist die gesuchte Lösung *
Das Stewart-Modell (benannt nach Peter Stewart, 1921-1993, Kanadischer
Physiologe) beschreibt die Interpretierung des Säure-Basen-Haushaltes mit
einer der etablierten Sichtweise entgegengesetzter Methode. Die drei physikochemischen
Grundprinzipien auf denen das Modell aufbaut sind:
1. Die Summe der positiven Ladungen muss immer der Summe der negativen Ladungen
entsprechen (Elektroneutralität = wichtigstes Prinzip)
2. Die Dissozziationsgelichgewichte aller unvollständig dissozzierten Substanzen
müssen immer erfüllt sein.
(Die elektrolytische Dissozziation ist der reversible Zerfall einer Verbindung
in Anionen und Kationen in einem Lösungsmittel)
3. Die Gesamtmenge einer unvollständig dissozzierten Substanz kann immer
aus der Summe der dissozzierten Menge und der undissozzierten Menge einer
Substanz berechnet werden.
Während für die respiratorsich bedingte Veränderung des pH und Bikarbonats
der pCO2 als Variable anerkannt wird, beschreibt Peter Stewart
die Gesamtmenge aller schwachen Säuren ([A-] = alle unvollständig dissoziierten
Substanzen) und die Differenz der starken Ionen (SID) als die Hauptursache
und einzige Möglichkeit für die metabolisch bedingten Veränderungen
des pH-Wertes. Während sich [A-] auf die Albumin- und Phosphatkonzentration
bezieht, schliesst SID Natrium, Kalium, Chlorid aber auch Laktat mit ein.
Im Plasma liegt eine starke Ionendifferenz (SID) [(Na+ + Mg+
Ca2+ + K+ +) - (Cl- + A-)]
von 40 - 44 mEq/l vor. Diese wird durch die negative Ladung des Bikarbonates
und Atot (Pufferbase) ausgeglichen. Diese Interpretation hat auch zu dem
Verstehen von bisher unbekannten Störungen des Säure-Basen-Haushaltes geführt,
z.B. der hyperchloräme Acidose oder hypoabluminäme Alkalose, beigetragen.
* Der Anästhesist: 2004 (53): 347-357
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Maik Foltan, Webmaster der Deutschen Gesellschaft für Kardiotechnik e.V.